52
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der
Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o.
Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im
Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den
Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie
höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs-
zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher
im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be-
ruhte, geht immer mehr zurück.
9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km,
in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km.
Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes
im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er-
roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen-
bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im
Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3,
in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig —
Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die
wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so-
dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre-
merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An-
schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren
1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von
694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige".
Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han-
nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e)
genannten Seehäfen.
c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist
schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche
Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887
angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km
lange Dortmund — Emshäfen-Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich
gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind
die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der
Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-,
17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin
ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine
Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
2
I. Allgemeine Übersicht.
2. Die Lande Hannover und Braunschweig füllen in Gestalt eines
schiefen Vierecks die Nordwestecke des Deutschen Reiches. Oft wird dieses unser
Heimatland mit dem Namen eines ehemaligen Kreises des alten Reiches als
Niedersachsen bezeichnet. Unter diesem Begriffe ist nach den heute geltenden
Verhältnissen etwa alles das zu verstehen, was durch die Grenzen von Hannover
und Braunschweig vom übrigen Reichsgebiete getrennt wird. Der östliche Teil
dieser Länder springt bis über die Werra hinaus nach 8 vor; die größte
Einbuchtung der Grenze findet sich an der Südwestseite in der Nähe der West-
fälischen Pforte. Außerdem umschließt Niedersachsen in der Mitte andere Staats-
gebiete, nämlich die Freie Hansestadt Bremen, einen Teil von Hamburg und
das Hauptland des Großherzogtums Oldenburg, das den Titel Herzogtum
Oldenburg führt. Durch dieses wird Hannover zerlegt in einen kleineren
westlichen und einen größeren östlichen Teil, die nur durch einen schmalen
Streifen Landes am Dümmer * zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt
\ des Gesamtgebietes.
Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die
Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Burtanger52 Moor. Der
Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu Hannover
oder zu Braunschweig, außerdem zu Anhalt und der Provinz Sachsen, an den
übrigen Seiten finden sich nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die
staatlichen Grenzen beschreiben starke Biegungen und Zickzacklinien, und die han-
noversche überschreitet bei Mecklenburg auch für eine kurze Strecke die Elbe.
3. Nachbarländer sind an der äußeren Seite die Niederlande und die
preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg und
Schleswig-Holstein,- außerdem auf kürzere Strecken die beiden Lippischen Fürsten-
tümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg.
4. Die äußersten Punkte liegen-
im S beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.;
im N bei Freiburg an der Elbe unter 53" 54';
im O bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' von Gr.;
im W bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6° 41' von Gr
Gib an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch 30 km).
Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt
19^ Minuten, der längste Tag ist am Nordende Stunde länger als am Südende.
Da unsere Uhren nach der Mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den
Meridian von Stargard in Pommern, den 15. von Gr., auch zugleich die Ortszeit
bedeutet, sür alle Orte aber, die westlich von Stargard liegen, der wahre Mittag auf
je 1 Längengrad um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte uuseres Gebietes
eine bestimmte Anzahl von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden
soll. Es ist danach gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag, steht die
Sonne später auf ihrer größten Tageshöhe in Goslar, Wolfenbüttel, Braunschweig und
Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Clausthal, Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen,
Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22, Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27,
1 Dümmer = Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig.
2 Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durch das Moor laufen,
und nach einem Dorfe auf einer der Zangen heißt diese Burtange.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
2
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Niedersachsen bezeichnet. Der ö. Teil dieser Länder springt bis über die
Werra hinaus nach S. vor; die größte Einbuchtung der Grenze findet sich
an der S.w.-Seite, s. vom S.-Ende des Jadebnsens. Außerdem umschließt
dies Gebiet in der Mitte andere Staatsgebiete, nämlich die Freie Hansestadt
Bremen, einen Teil von Hamburg und das Hauptland des Großherzogtums
Oldenburg. Hierdurch wird unser Gebiet zerlegt in einen kleineren w. und
einen größeren ö. Teil, die nur durch einen schmalen Streifen Landes am
Dümmer zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt der andere \ des
Gesamtgebietes.
Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die
Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Bonsn^rtanger^) Moor.
Der Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu
Hannover oder zu Braunschweig; aber an den übrigen Seiten findet man
nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die staatliche Grenze beschreibt
starke Biegungen und Zickzacklinien und überschreitet bei Mecklenburg auch für
eine kurze Strecke die Elbe.
3) Nachbarländer sind an der äußeren Seite das Königreich der Nieder-
lande und die preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen,
Brandenburg und Schleswig-Holstein; außerdem auf kürzere Strecken die
beiden Lippischen Fürstentümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und
Hamburg.
4) Die äußersten Punkte liegen:
im S. beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.;
„ bei Freiburg an der Elbe unter 53°54';
„ O. bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' v. Gr.;
„ W. bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6°41' v. Gr.
Gieb an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch —
30 km). Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt
19£ Minuten, der längste Tag ist am Nordende i Stunde länger als am Südende.
Da unsere Uhren nach der mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den
Meridian von Stargard in Pommern, den 15. v. Gr., anch zugleich die Ortszeit bedeutet,
für alle Orte aber, die n>. von Stargard liegen, der wahre Mittag aus je 1 Längengrad
um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte unseres Gebietes eine bestimmte Anzahl
von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden soll. Es ist danach
gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag , steht die Sonne später auf ihrer
größten Tageshöhe in Goslar und Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Klausthal,
Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen, Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22,
Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27, Osnabrück 28, Aurich, Leer, Papenburg 3v, Emden,
Lingen, Norden 3j Minuten. Wird die Ziffer dieser Minuten durch -1 geteilt und die so
gefundene Ziffer von 15 abgezogen, so findet man umgekehrt die Zahl des Meridians,
unter dem der betreffende Ort liegt. Also liegt Göttingen rund unter dem 10. Meridian v. Gr.
Aufgabe. Zeichne das so begrenzte Gebiet nach der Karte von Deutschland im
Seydlitz A oder nach der Karte der norddeutschen Tiefebene im Seydlitz B.
5) Übersicht über die Bodengestalt.
a. Das s.ö. Viertel des so umgrenzten Landes dringt in das gebirgige
Mitteldeutschland ein, und der Nordrand der mitteldeutschen Gebirgsschwelle
1) Dümmer — Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig.
2) Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durchs das Moor lausen,
und nach einem Bauerngehöfte auf einer dieser Zangen heißt diese Bourtange.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
24
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
die erste Besetzung dnrch Preußen. Nachdem 1803 das Bistum Osnabrück durch den
Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (verweltlicht) und Hannover zu-
gesprochen war, erfolgte alsbald die erste Besetzung durch die Franzosen. Das
hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande gebunden waren, wurde durch die
Konventionen von Sulingen und Artlenburg aufgelöst. 1806 wurde H. von Na-
poleon an Preußen abgetreten und von diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten
von Jena und Auerstedt erschiene» alsbald wieder die Franzosen. Während sie den
größeren s. Teil dem ueugebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die n.
Landschaften 1810 unmittelbar au Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt
deutschen Länder als die französischen Departements Ems superieur, Ems oriental,
Bouches du Weser, Bouches de l'elbe ein trübselig eswasein bis zur Befreiung i. 1.1813.
Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes
angefangen sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo
sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als
27000 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Vaterlandes
gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und
mit Recht neben dem späteren „Waterloo" den Ehrennamen „Peninsula" als Inschrift
ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weiter-
geführt, welche die Überlieferungen der entsprechenden hannoverschen aufgenommen haben.
Nach der Befreiung des Laudes vou den Franzosen war es der wiederhergestellten hau-
uoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskranze als schönstes Blatt
den Namen Waterloo einzuflechteu.
10) 1814—1806 das Königreich Hannover.
Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreiche erhobenen
Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Areuberg-Meppen, die Fürsten-
tümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim und
Lingen, der n.w. Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach dem Tode Wi l-
Helms Iv., 1837, bestieg iu England die nächste weibliche Erbin, die Königin Victoria,
in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den Thron. In demselben
Jahre erregte die Aufhebung des „Grundgesetzes" durch den König, die den Protest der
„Göttinger Sieben" hervorrief, uuliebsames Aufsehen weit über die Grenzen des Landes
hinaus. Zwar bestanden anch in der Folgezeit über das Maß der politischen Freiheiten,
die dem Volke zu gewähren wären, zwischen diesem und der Staatsregierung fortdauernd
erhebliche Meinungsverschiedenheiten, ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben,
aber das Land erfreute sich doch einer vortrefflichen Verwaltung und kam in allen ma-
teriellen Fragen rüstig voran; so ging auch die Revolution von 1848 hier Verhältnis-
mäßig harmlos vorüber. Da aber i. I. 1866, als Preußen mit Österreich und anderen
Bundesstaaten in Krieg geriet, der König Georg V. die von Preußen gestellten Neutra-
litätssorderungen ablehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die
hannoverschen Truppen wurden in höchster Eile bei Göttiugen zusammengezogen, ver-
säumten aber durch zwecklose Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegen-
heit zum Durchbruche nach Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von
Langensalza über die Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, von allen Seiten
umstellt, ergeben. Nach dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem preußischen Staate
einverleibt.
Die Ereignisse der folgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen
Geschichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile,
als Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Helms_Iv. Ernst August Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Hannover Sulingen Artlenburg Jena Westfalen Frankreich Artlenburg Werbeplatz_Helgoland England Spanien Hannover Lauenburg Hildesheim Ostfriesland Lingen Goslar England Hannover Thüringen Bayern Langensalza
4
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Dampfschiffahrt — von Dürrezeiten abgesehen — bis Münden, so daß der Strom 411 km
Fahrrinne besitzt (die Elbe hat 846), und bis Bremen gelangen seit der großartigen
Regelung und Tieferlegung des Strombettes Seeschiffe von 5z m Tiefgang, Alle andern
Häfen Hannovers übertrifft Geestemünde an Seeverkehr (S. S. 41). Wie die Elbe und
die Ems besitzt auch die Weser eine weite, schlauchförmige Mündung, nach N.n.w. der an-
dringenden Flut entgegengebogen.
Zum Gebiete der Weser gehört das Steinhuder Meer.
c. Die Jade. Wilhelmshaven.
Das oldenburgische Flüßchen Jade ist ganz unbedeutend, da sein Mündungsgebiet
durch den Einbruch des Meeres in den Jadebusen verwandelt ist.
d. Die Ems entspringt nahe dem S.o.-Ende des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Meerbusen Dollart, mündet ins Meer als Oster- und Wester-
Ems zu beiden Seiten von Borkum. Nebenflüsse Hase und Leda oder Lede.
Haupthäfen Papenburg, Leer und Emden. Die Bildung des Dollart hat im
14. Jahrhundert begonnen und bis ins 16. fortgedauert; seit 1545 haben die
Holländer angefangen ihn durch Deichbauten einzuschränken.
Die Schiffbarkeit der Ems für kleine Flußschiffe beginnt bereits in der Provinz
Westfalen, Seeschiffe gelangen bis Papenburg.
e. Die Vechte, im Bentheimschen, mündet als Vecht auf niederländischem
Gebiete in die Südersee.
8) Unsere Heimat gehört zwei Staatsgebieten an:
Braunschweig ist ein Herzogtum; Regeut Albrecht, Priuz vou Preußen.
Hannover ist eine Provinz des Königreichs Preußen; König Wilhelm Il,
Deutscher Kaiser. Braunschweig liegt ganz überwiegend im Südosten des
Gesamtgebietes.
Einwohner qkm Einwohner auf 1 qkm
Braunschweig . 434213 3672 118
Hannover . . . 2422020 34510 63
Preußen . 31855123 348607 91
Deutsches Reich. 52279901 540663 97
9) Einteilung. Die Provinz Hannover, durch dazwischen liegende andere
Gebiete in 3 große Stücke gesondert, wird eingeteilt in die 6 Regiernngs-
bezirke (R.b.): Hildesheim, Hannover, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich.
Hst. Hannover.
Hildesheim gehört zum s. Landesteile und zum ö., die 3 folgenden zum ö.; die
beiden letzten R.b. bilden den westlichen. — Abgesonderte Landesteile (Exclaven) sind
an der Weser Polle und Bodenwerder; s.o. am Harze die Grafschaft Honstein
und am Jadebusen Wilhelmshaven.
Braunschweig wird eingeteilt in die 6 Kreise Holzminden, Gandersheim,
Wolfenbüttel, Braunschweig, Helmstedt und Blankenburg. Hst. Brauuschweig.
Die beiden ersten Kreise füllen zumeist den langgestreckten Landesteil von der Weser
bis zum Harze, die 3 nächsten das Hauptstück n. vom Harze und den ö. Teil des vorge-
nannten; Blankenburg liegt im ö. Harz. Abgesondert liegen Ealvwrde, in der Provinz
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Wilhelm
42
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
c. Einteilung in 6 Kreise (f. <S 25) unter Kreisdirektionen. Die Kreise bil-
den Kommunalverbände (der Kreis Braunschweig hat 3) mit je einem Kreistage
für die Verwaltung der eigenen Angelegenheiten. Kreisfonds von Mill. Jl.
d. Die Rechtspflege wird gehandhabt von 24 Amtsgerichten (s. S. 44) mit Schöffen-
gerichten für leichtere Straffälle, 1 Landgericht mit Schwurgericht und einem Ober-
landesgericht zu Brauuschweig. — Reichsgericht zu Leipzig.
s. Das Schulwesen befindet sich seit alters in Br. auf hoher Stufe. Kloster- und
Studienfonds (s. auch S. 43). Unter der Ober-Schul-Kommission zu Br. stehen die
höheren Schulen: 6 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 Progymnasien,
4 Realschulen. — Die lutherischen Volksschulen und 4 höhere Töchterschulen stehen
unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel. — Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare zu
Braunschweig und Wolfenbüttel.
Von Fachschulen sind zu nennen: Die Landwirtschaftliche Schule Marienberg zu
Helmstedt, die Baugewerkschule zu Holzminden, die Schule für Zuckerindustrie, die Dro-
gisten-Akademie und die Taubstummeu-Anstalt zu Br.
Technische Hochschule Carola Wilhelmina zu Br.
Der Pflege von Kunst und Wissenschaft dienen ferner die berühmte Herzogl.
Bibliothek zu Wolfenbüttel, das Archiv daselbst, das Museum zu Braunschw. n. s. w.
f. Kriegswesen. Die Leitung der herzoglichen Truppen ist durch die Militär-Kon-
vention von 1886 an Preußen übertragen. Sie gehören dem X. Armeekorps an und
bestehen aus 1 Infanterie- und 1 Husaren-Regiment, 1 Batterie Feldartillerie und 2 Land-
wehr-Bataillone. Besatzungsorte s. S. 44.
Die Landesfarben sind Blau und Gelb. Das senkrecht geteilte kleinere Wappen
zeigt rechts zwei goldene Löwen im roten, links einen blauen Löwen im goldenen Felde.
Das Wahrzeichen des Landes ist das weiße sächsische (laufende) Roß im roten Felde.
B. Hannover.
a. Das staatliche Leben im Königreiche Hannover wurde nach der unter dem
Könige Ernst August 1840 gegebenen Staatsverfassung geregelt, bis 1867 die (im Jahre
1850 vom Könige Friedrich Wilhelm Iv. verliehene) preußische Verfassung an deren
Stelle trat. Seit 1867 gilt außerdem für Preußen die Verfassung des Norddeutscheu
Bundes, welche 1871 zu derjenigen des Deutschen Reiches erweitert worden ist.
In das Herrenhaus entsendet Hannover 14 zum Teil vom König berufene
Mitglieder, in das Abgeordnetenhaus alle 5 Jahre 35 von Wahlmünnern, also durch
indirekte Klassenwahl gewühlte Abgeordnete, in den deutschen Reichstag endlich Ii)
nach dem allgemeinen, direkten Wahlrechte für 5 Jahre gewühlte Abgeordnete aus 19 Wahl-
kreisen, die beim Erlasse des Wahlrechts auf je 100060 Seelen abgegrenzt waren.
b. An der Spitze der Verwaltung steht der vom Könige ernannte Ober-Präsi-
dent, der in der Stadt Hannover seinen Sitz hat. Unter ihm die 6 Regierungs-
Präsidenten mit den Regierungen, welche die Regierungsbezirke leiten. — Hannover,
Osnabrück, Harburg, Hildesheim, Linden, Göttingen, Lüneburg, Celle und Emden bil-
den Stadtkreise; 69 Landkreise (s. S. 45 ff.) unter Landräten. — Bezirksausschüsse,
Kreisausschüsse.
c. Mancherlei innere Angelegenheiten sind nicht den königlichen Behörden, sondern
der Provinz zur Selbstverwaltung überlassen; dazu gehört der Ausbau und die Erhal-
tnng der Landes-Chausfeen, die Leitung der Landes-Bibliotheken, Verwaltung der Pro-
vinzialforsten und vieler gemeinnütziger Lehr- und Armenanstalten, Irrenanstalten u. s. w.
Zur Bestreitung der hierfür erforderlichen Ausgaben empfängt die Provinz jährlich
'
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Personennamen: Carola_Wilhelmina Ernst August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
56
Hannover,
Technische Hochschule zu Hannover.
Köbelinger Straße.
Im Vordergründe der im venetianischen Palast-Stile erbaute, neue Teil, im Hintergrunde ein Stück des
gotischen Teiles aus dem 15. Jahrhundert.
Marktkirche (aus dem 14. Jahrh.) und altes Rathaus zu Hannover (f. S. 39).
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Bevölkerung. — Verkehrsmittel und Handel.
39
wo im Reiche. — Als eigentümliche Gewerbszweige sind zu nennen die
Zement- und Ziegelbrennerei. — Die früher im s. Hannover blühende
Leinen erzeug nng, die auf Hausfleiß beruhte, geht immer mehr zurück.
9) Verkehrsmittel und Handel, a. An Ch ansseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1894 in Br. auf je 100 qkm: 86 km, 1895 in Han-
nover: 36 km, iu ganz Preußen: 26 km.
Dem wohlgepflegten brannschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes im
ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf erworben
durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
d. Im Jahre 1897 kamen in Braunschweig 13,3 km Eisenbahnen auf
100 qkm, in Hannover 6,z?, in ganz Preußen 7,91, im Reiche 8,53; hin-
gegen kamen auf je 10000 E. in Br. ll,i, in H. 10, in Preußen 8,85, im
Reiche 8,74 km Eisenbahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Br. die Linie Brannschweig-Wolfenbüttel vollendet,
in H. 1844 die Linie Hannover-Braunschweig. Die wichtigsten Bahnlinien sind die-
jenigen, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, und die Linie Magdeburg-
Kreiensen-Holzminden-Köln. — Gieb an nach der Karte den Verlauf dieser Linien und
die Anschlüsse nach den Nachbarländern! — Von den 2453 km Bahnen Hannovers
waren 1897 628 km Kleinbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des kleinen Ortsverkehrs gelegt haben; in Br. waren es 142 von
488 km.
c. Hauptsitze der Handelsthätigkeit sind die Städte Braunschweig und
Hannover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die unter k. ge-
nannten Seehäfen.
6. Die N.w.-Ecke des deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, die ansehnliche Zahl von rund 300 km schmaler, aber kahnbarer
und zum Teil auch Flußschiffen zugänglicher Moor-Kanäle. Dazu kommt mit
73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887 angelegte Ems-Jade-
Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich gewirkt
die Fehn-Kanäle, die dazu dienen, die großen Moore zu entwässern, den Absatz ihrer
Erzeugnisse, namentlich des Torfes, und die Zufuhr der benötigten Stoffe zu ermöglichen,
und welche die Wüsteneien in blühende Landschaften verwandelt haben. Eine andere Gruppe
von Wasserstraßen sind die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu
diesen gehört der Ems-Jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. Mark gekostet und besitzt
8,50 m Sohl-, 17,62 rn Wasserspiegel-Breite bei 2,1 rn Tiefe. Nach der Wilhelmshavener
Seite hin ist er 3 rn tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen,
daß eine Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelms-
Häven zugänglich macht, sich nicht umgehen lassen wird. Die merkwürdige Kesselschleuse bei
Emden s. in der Vogelschau über diese Stadt S. 58. — Unter den übrigen Kanälen
sind durch ihre Länge oder ihre Bedeutung bemerkenswert der Hadeler K., der, 33,7 km
laug, vom Bederkesaer See mit Benutzung der Medem in die Elbe führt und für die Me-
lioration jener Gegend Bedeutendes geleistet hat, während der Geeste-K. von jenem See
nach der Weser zieht; sodann der Hunte-Ems-K. mit 44,2 und der Süd-Nord-K-
mit 45,2 km. Dieser bildet einen Teil der künstlichen Wasserstraßen, die von der Vechte
abwärts zwischen der Ems und der holländischen Grenze nach N. ziehen. — Eine eigen-
artige Anlage in den kleineren, grabenartigen Kanälen sind die Klappstaue, das sind
viertelkreisförmige Klappen aus Holz, die zwischen starken Holzwänden eingeklemmt sind
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Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Hannover H. Hannover Oldenburg Bremen Holland Wilhelms-
Häven Emden
B. Braunschweig.
a) Die Grundlage des Staatslebens bilden die im Jahre 1832 durch die neue
Landschaftsordnung umgestaltete Staatsverfassung, die Verfassung des
Deutschen Reiches und das Regentschaftsgesetz von 1879. Im Bundesrate
hat Braunschweig 2 von den 58 berechtigten Stimmen, in den Reichstag entsendet es
3 von den 397 Abgeordneten.
d) Da der erbberechtigte Thronfolger, Ernst August, Herzog von Braunschweig-
Lüneburg, bisher als behindert galt, so wird das Herzogtum zurzeit vom Regenten,
Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, regiert.
Der Herrscher regiert mittels des Staatsministeriums unter Mitwirkung der
Landesversammlung (Landtag), die aus 48 auf 4 Jahre gewählten Abgeordneten
zusammengesetzt ist und alle 2 Jahre zusammenberufen werden muß. In der Zwischen-
zeit vertritt ihre Rechte ein Ständischer Ausschuß von 7 Mitgliedern. Das
Staatsministerium gliedert sich in die 3 Departements des Innern, der Finanzen
und der Justiz nebst Kultus.
Besondere Behörden sind die Herzogliche Kammer, welche die Staatsgüter
(Domänen, Forsten, Bergwerke usw.)verwaltet, und dasherzogliche Finanzkollegium
zu Braunschweig, welches das Finanzwesen des Staates leitet. - Für den Staats-
Haushalt waren angesetzt 1912/13 an Einnahmen 14764413, an Ausgaben 14961518^.
Die Iivilliste des Regenten wurde außerdem aus den Einkünften des Kammerguts
bestritten. Die Schulden betragen 45,2 Mill. oder 93 Ji auf den Kopf, während in
Preußen 269 M auf den Kops der Bevölkerung kommen. Jenen Schulden steht ein
Guthaben von 37,6 Mill. gegenüber, indessen droht der Staatskasse demnächst ein
erheblicher Ausfall durch das Erlöschen der Annuität (Iahreszahlung) von 2,<3 Mill. M
aus dem Verkaufe der Eisenbahnen. An Einkommen- und Ergänzungssteuer kamen
1912/13: 10,4 M auf den Kopf, in Preußen an direkten Steuern 10,2 M.
c) Einteilung in 6 Kreise (s. S. 5) unter Kreisdirektionen. Die Kreise bilden
Kommunalverbände (der Kreis Vraunschweig hat 3) mit je einem Kreistage
für die Verwaltung der eigenen Angelegenheiten. Kreisfonds Mill. M.
d) Die Rechtspflege wird gehandhabt von 24 Amtsgerichten (s.s. 62) mit
Schöffengerichten für leichtere Straffälle, 1 Landgericht mit Schwurgericht und^einem
Oberlandesgericht zu Braunschweig. — Reichsgericht zu Leipzig.
e) Schulwesen. Der Kloster- und Studienfonds, auf ähnliche Weise entstanden
wie in Hannover (s.s. 57), dient mit seinen 1^ Mill. M Einkünften ausschließlich
für Kultus und Unterricht. Unter der Ober-Schulkommission zu Braunschweig
stehen die höheren Schulen: 6 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 2 Oberrealschulen,
1 Progymnasium, 2 Realschulen- 8 Höhere Mädchenschulen. — Die lutherischen Volks-
schulen und Gehobenen Töchterschulen stehen unter dem Konsistorium zu Wolfen-
büttel. — Drei Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare.
Von Fachschulen sind zu nennen: Die Landwirtschaftliche Schule Marienberg
mit Realabteilung zu Helmstedt, die Baugewerkschule zu Holzminden, die Schule für
Iuckerindustrie, die Drogisten-Akademie und die Taubstummen-Anstalt zu Braunschweig.
Technische Hochschule Carola Wilhelmina zu Braunschweig, im Sommerhalb-
jähr 1913: 76 Dozenten, 388 Studenten, dazu 153 Hörer.
Der Pflege von Kunst und Wissenschast dienen ferner die berühmte Herzog!.
Bibliothek zu Wolfenbüttel, das Archiv daselbst, das Herzogliche, das Vaterländische
und das Städtische Museum zu Braunschweig usw.
f) Kriegswesen. Die Leitung der herzoglichen Truppen ist durch die Militär-
Konvention von 1886 an Preußen übertragen. Sie gehören dem X. Armeekorps an
und bestehen aus 1 Infanterie- und 1 Husaren-Regiment, 1 Abteilung Feldartillerie
mit 2 Landwehrbezirken. Außerdem steht im Herzogtum 1 Bataillon des Iv. Armee-
Korps. Besatzungsorte s. S. 62.
Die Landesfarben sind Blau und Gelb. Das senkrecht geteilte kleinere Wappen zeigt
rechts zwei goldene Löwen im roten, links einen blauen Leoparden im goldenen Felde.
Das Wahrzeichen des Landes ist das weiße sächsische (laufende) Roß im roten Felde.
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Extrahierte Personennamen: Ernst August Braunschweig-
Lüneburg Johann_Albrecht_von_Mecklenburg Johann Albrecht Carola_Wilhelmina
V. Geschichte.
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von Ersfeld (1758) und Minden (1759) ausgezeichnet ist. — In den Koalitions-
kriegen am Rheine taten sich hannoversche Truppen, bei denen damals Scharnhorst
einen Teil der Artillerie befehligte, besonders durch den Ausbruch aus dem belagerten
Menin unter General v. Hammerstein 1794 hervor. Das Jahr 1891 brachte
auf kurze Zeit die erste Besetzung durch Preußen. Nachdem 1893 das Bistum
Osnabrück durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (ver-
weltlicht) und Hannover zugesprochen war, erfolgte alsbald die erste Besetzung
durch die Franzosen. Das hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande
gebunden waren, wurde durch die Konventionen von Sulingen und Artlenburg
aufgelöst. 1896 wurde Hannover von Napoleon an Preußen abgetreten und von
diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten von Jena und Auerstedt erschienen
alsbald wieder die Franzosen. Während sie den größeren südlichen Teil dem neu-
gebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die nördlichen Landschaften
1819 unmittelbar an Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt deutschen
Länder als die französischen Departements Bms-superisur, Ems-oriental, Bouches-
du-Weser, Bouches-de l'elbe ein trübseliges Dasein bis zur Befreiung im Jahre 1813.
Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes
angefangen, sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo
sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als
27 999 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Vaterlandes
gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und
mit Recht neben dem späteren „Waterloo" den Ehrennamen „peninsula" als Inschrift
ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weiter-
geführt, welche die Überlieferungen der entsprechenden hannoverschen aufgenommen
haben. Nach der Befreiung des Landes von den Franzosen war es der wiederher-
gestellten hannoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskranze als
schönstes Blatt den Namen Waterloo einzuflechten.
10. 1814- 1866 das Königreich Hannover.
Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreich erhobenen
Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Arenberg-Meppen, die Fürsten-
tümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim
und Lingen, der nordwestliche Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach
dem Tode Wilhelms Iv., 1837, bestieg in England die nächste weibliche Erbin, die
Königin Viktoria, in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den
Thron. In demselben Jahre erregte die Aufhebung des „Grundgesetzes" durch den
König, die den Protest der „Göttinger Sieben" hervorrief, unliebsames Aufsehen weit
über die Grenzen des Landes hinaus. Zwar bestanden auch in der Folgezeit über
das Maß der politischen Freiheiten, die dem Volke zu gewähren wären, zwischen
diesem und der Staatsregierung fortdauernd erhebliche Meinungsverschiedenheiten,
ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben, aber das Land erfreute sich doch
einer vortrefflichen Verwaltung und kam in allen materiellen Fragen rüstig voran;
so ging auch die Revolution von 1848 hier verhältnismäßig harmlos vorüber. Da
aber im Jahre 1866, als Preußen mit Österreich und anderen Bundesstaaten in Krieg
geriet, der König Georg V. die von Preußen gestellten Neutralitätsforderungen ab-
lehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die hannoverschen Truppen
wurden in höchster Eile bei Göttingen zusammengezogen, versäumten aber durch zwecklose
Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegenheit zum Durchbruche nach
Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von Langensalza über die
Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, vcn allen Seiten umstellt, ergeben. Nach
dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem Preußischen Staate einverleibt.
Die Ereignisse der folgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen Be-
schichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile, als
Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelms_Iv. Wilhelms_Iv. Ernst August Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Sulingen Artlenburg Jena Westfalen Frankreich Artlenburg Werbeplatz_Helgoland England Spanien Hannover Lauenburg Hildesheim Ostfriesland Lingen Goslar England Hannover Bayern Langensalza